Der Duft ist betörend. Beim Betreten von «Rohners Dorfbeck» in St.Gallen stellt sich umgehend ein heimeliges Gefühl ein. Der Ofen in der Backstube im Untergeschoss läuft auf Hochtouren. Und zum Brot, das auf der Einkaufsliste steht, gesellen sich bei manchen Kundinnen und Kunden weitere unwiderstehliche Häppchen.
Das grüne Haus im Zentrum von St.Georgen ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Quartierlebens und prägt damit den dörflichen Charakter des Stadtteils. «Ich habe hier bei meinem Vorgänger, bei Werner Ruppeiner, die Lehre als Bäcker-Konditor gemacht», erzählt Hampi Rohner.
Für ihn hat sich nach der Lehre schnell abgezeichnet, dass er das Zeug zum Unternehmer hat. Bereits mit 21 Jahren leitete er bei seiner damaligen Stelle die Produktion einer mittelgrossen Bäckerei. Schliesslich traf er an der Olma seinen ehemaligen Lehrmeister, der in Rente gehen wollte und eine Nachfolgelösung für seine beliebte Quartierbäckerei suchte. «Meine Frau war damals Primarlehrerin, aber nicht mehr so ganz glücklich mit ihrem Job. So entschieden wir uns innerhalb von drei Wochen, diesen Schritt zu wagen.»
Anfangshürden mit Bravour gemeistert
In einer ersten Phase arbeitete Hampi Rohner als Geschäftsleiter im Betrieb mit, bis er 2020 zusammen mit seiner Frau Astrid die Bäckerei sowie das dazugehörige Café etwas weiter unten an der Strasse übernahm. Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig. Es war das erste Jahr der Coronapandemie. «Wir mussten improvisieren. Viele Lieferungen an Stammkunden fielen weg und wir richteten einen Hauslieferdienst ein», erzählt der Geschäftsinhaber. Mit alternativen Angeboten rettete sich das frischgebackene Unternehmerpaar durchs erste Betriebsjahr und erwirtschaftete sogar höhere Umsätze als prognostiziert. Doch damit nicht genug. Bald schon ergab sich die Möglichkeit, zwei Filialen des ebenfalls sehr beliebten «Beck Beck» an der Webergasse im Stadtzentrum und im Heiligkreuz-Quartier zu übernehmen. «Natürlich überlegten wir uns, ob das Wachstum nicht etwas zu schnell vonstatten geht», berichtet Hampi Rohner. «Andererseits war es für uns ein Angebot auf dem Silbertablett, zu dem wir nicht Nein sagen konnten.»
Breites Sortiment an vier Standorten
Brote, Bürli, Törtchen und Wähen, aber auch allerlei für den täglichen Bedarf wie Teigwaren, Joghurt und Käse aus der Region oder hausgemachte Konfitüren findet man in den Regalen von Rohners. An allen Standorten hat sich die Bäckerei Rohner AG nach der Übernahme gut etabliert. Auch wirtschaftlich gibt es keinen Grund zur Sorge, bis der Brief des Vorgängers und Besitzers der vierstöckigen Liegenschaft an der St.Georgenstrasse eintrifft. «Bis dahin hatten wir die Räumlichkeiten des Verkaufslokals gemietet. Unser Vorgänger informierte uns dann, dass er das Haus verkaufen möchte. Und er gab uns eine Frist bis 2026, um zu entscheiden, ob wir die Liegenschaft übernehmen möchten.» Für Astrid und Hampi Rohner war klar, dass sie sich auf ein Mietverhältnis mit einem neuen Besitzer nicht einlassen wollen. Das Risiko war zu gross, dass dieser in dem Haus, zu dem auch vier Mietwohnungen gehören, andere Pläne verwirklichen würde. «Es war kein idealer Zeitpunkt. Denn wir waren durch die Übernahme der beiden zusätzlichen Verkaufsläden und der Erweiterung auf 33 Mitarbeitende finanziell ziemlich belastet. Andererseits war für uns klar, dass wir das Haus kaufen möchten.»
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